Motormagazin, Februar 2019

Vielen Fahrern ist das Innenleben ihres Autos ein Rätsel. Doch es gibt Berliner, die trotzdem selber losschrauben. Zu Besuch in einer Selbstreparaturwerkstatt. Text und Foto: Karl Grünberg

Muss man wegen jeder Kleinigkeit mit seinem Wagen in die Werkstatt? Könnte man die defekte Birne vom Scheinwerfer nicht selbst austauschen? Oder den Ölwechsel selbst machen? In Berlin kann man dafür eine Reihe sogenannter Selbstreparatur-Werkstätten an steuern. Hier gibt es Hebebühnen, Spezialwerkzeuge oder ein Kfz-Diagnosegerät gegen eine kleine Gebühr. Nachteil: Ob man vor Ort auch Hilfe von einem Profi bekommt, wenn man nicht weiterweiß, ist nicht garantiert.

An diesem Mittwoch ist nur eine Hebebühne in Betrieb. Kurt Zimmermann, 67, aus Weißensee will herausfinden, warum die Handbremse seines Autos nicht funktioniert. Erst baut er die Hinterräder ab, dann untersucht er die Handbremsseile. Er flucht. Die Ummantelung ist rissig, rostige Drähte schauen raus. „Die muss ich austauschen“, sagt er.

Kfz-Meister Dirk Bendix, 54, beobachtet Zimmermanns Bemühungen. Seit 1994 ist er Chef der Selbstreparatur-Werkstatt in Lichtenberg. Schnell stieg die Nachfrage; heute kommt die Hälfte seiner Kunden zur Selbstreparatur. Doch bevor ein Kunde loslegen darf, fragt Bendix, was er vorhat. Ein bisschen Ahnung von Autoreparatur sollte vorhanden sein. Das ist wichtig, denn: „Wenn jemand nach jeder Schraube fragen muss, ob sie richtig ist, dann ist er hier falsch“, erklärt Bendix. Natürlich beantworte er Fragen und werfe einen Blick auf das Ergebnis – aber eben nicht ununterbrochen. Viele Kunden seien selbst Schrauber oder Schlosser, „die haben Ahnung“, sagt er. Dann gibt es noch die Oldtimer-Fans, die sich vieles angelernt haben. Und jene, die mit Reparatur-Lehrbüchern arbeiten. „Am wichtigsten ist es, Zeit mitzubringen“, betont Bendix. Er erinnert sich an einen Kunden, der um 13 Uhr in die Werkstatt kam, um „schnell mal“ den Auspuff zu wechseln. Um 19 Uhr gab er auf und überließ Bendix den Rest.

„Bei Ersatzteilen rate ich zu guten Markenartikeln“, sagt Jörg Kirst, Technikexperte des ADAC Berlin-Brandenburg. Generell warnt er bei der Reparatur vor Selbstüberschätzung und empfiehlt, nur Werkstätten anzusteuern, in denen ein Fachmann vor Ort ist. „Alles was mit Sicherheit zu tun hat, Lenkung und Bremsen beispielsweise, würde ich nur von Profis machen lassen.“

Text und Fotos: Karl Grünberg, erschienen im Motormagazin 3/2019